Schweiz nach Senegal kurz vor Corona

01.01.2020 | 14min

Über uns

  • Christelle und ich sind seit 2011 ein Paar.

  • Haben zusammen sehr viele Länder bereits.

  • 2016 kam unsere Tochter auf die Welt.

  • Ende 2016 fing unsere Afrikareise an.

  • Wir haben im 2017 den Pass für meine Tochter und meine dazumalige Freundin beantragt. Beide bekamen den Pass noch in demselben Jahr.

  • Wir haben am 21. März 2019 in der Elfenbeinküste geheiratet und ich habe den Pass dann tatsächlich am 24. Dezember 2019 bekommen. Ohne diese Pässe wäre die Situation jetzt wohl noch um einiges schwieriger gewesen.

  • Seit dem 21. März sind wir in der Casamence und werden hier vorraussichtlich noch eine ganze Weile bleiben.

Covid Auslandschweizer :)

Wir nehmen unsere Situation als Geschenk. Denn ohne den Covid hätten wir niemals unser Paradies gefunden.

Reisebericht

Kurz vor der Abfahrt 2019 haben wir noch einen Offroad Kurs besucht.
Der hat’s wirklich gebracht.
https://www.atw.ch

Da wir die Wohnung bereits mitte Dezember untervermietet haben, gingen wir nach Mörel um auszuharren bis mein Pass ankommt.

Er kam ja dann an Weihnachten :)

Am 26. ging’s dann dieses Jahr definitiv los. Geplant war bis am 1. Juni 2020.

Marokko haben wir diesmal im wunderschönen Chefchauen angefangen.
Sind dann rauf zu den Wasserfällen von Ossoud.
Dann weiter über den Grossen Atlas: Ganz Oben mussten wir sogar Schnee schaufeln :)
Durch das schöne Draar Taal:
Amira (auf arabisch heisst das Prinzessin) gewöhnt sich an die arabisch/muslimische Kultur:
Bis nach El Hammid (wo wir dann unseren Hund Bi-Gu gefunden haben):

Von dort aus gingen wir mitten durch die Wüste zur grossen Düne Ergg Che Gaga (oder so).

Eine Woche total allein! Ohne auch nur einen Mucks zu hören.
Die Wüste ist etwas vom wunderbarsten was man erleben kann.
Es bringt einem zurück zur Wahrheit, zum Frieden, zur Freude.
Kein Internet, keine Ablenken. Nur du, deine Familie und die Wüste.
Die Nächte waren sooooo traumhaft schön.

Man könnte dort ewig verweilen!

Stell dir mal kurz vor du bist an diesem Ort. Mitten in den Dünen und niemand, wirklich niemand ist in der Nähe. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich!

Dann ging es weiter nach Daklah… Viele Kilometer an der Küste und immer wieder wunderbare Stopps.

An der Grenze nach Mauretanien mussten wir über 2 Tage warten bis wir weiter konnten .

Ein Computer ging nicht. Wir waren c.a. 20 Leute. Das war schlussendlich mega schön weil wir alle im gleichen Boot waren und wir uns alle kennengelernt haben. Viele neue Gesichter und Adressen.

Nach diesen 2 Tagen kam jemand und hat uns gesagt wir können mit ihm an den Flughafen, dort die Pässe stempfeln. Aber wir müssen in höchstens 10 Minuten bereit sein. Natürlich hat es die Hälfte der Leute gar nicht mitbekommen und so sind wir kurzerhand mit 10 Leuten in unserem Bus runter nach Nohadibu an den Flughafen. Diejenigen die es nicht schafften mussten weitere 2 Tage warten.

In Afrika lernt man Geduld :)

Schrecklicher Ort, aber immerhin konnte Amira ein bisschen mit den kleinen Hunden spielen…
Danach durch Mauretanien. Endlose Wüste!
Dort lernten wir dass man ein Kamel ohne Probleme auf einen Pickup laden kann. Was heisst hier eines: manchmal waren es bis zu drei. Manchmal waren die Kamele auch auf dem Rücksitz :)
Amira, Christelle und Bi-Gu

Nach einem kurzen Stopp in Nouakshot ging’s dann direkt nach Senegal:

Über die Grenze von Diamma.

Wir blieben 2 Wochen bei Freunden in M’Boro.

Dann ging’s weiter Nach Saly wo wir Jean Paul von der "Ferme de Saly" kennenlernten.
Da blieben wir auch noch 2 Wochen.

Danach ging’s runter in die Casamence (durch Gambia):

Dort fanden wir auch noch eine streunende Katze. Wir mussten sie mitnehmen weil sie sonst sicher gestorben wäre.

Und dann sind wir bei dem verlassenen Hotel angekommen.

Das war der Anfang vom Lockdown.

Am Anfang standen wir ganz oben bei den Bäumen. Je länger der Lockdown anhielt, desto mehr mussten wir uns verstecken.

Bis wir dann unten am Fluss standen:

Das Meer und der Fluss sind nur etwa 100m voneinander entfernt...

Da ich nicht im Bus arbeiten konnte weil wir da ja auch leben, musste ich meinen Arbeitsplatz in die Ruine verlegen:

Danach sind wir dann einen Monat zu einer französischen Pastorin gegangen, mussten von dort aber flüchten weggehen weil die Dame recht speziell war.

Die Familie des Guardiens wurden gute Freunde.
Danach waren wir wieder zurück zum verlassenen Hotel Karone.
Hier haben wir unser letztes Camp beim Hotel aufgestellt.

Der „Guardien“ Aliou hat alles mit uns geteilt. So mussten wir nur noch selten in das Dorf Kafountine nebenan.

Am Strand haben Frauen jeden Tag Muscheln gefangen, und unten am Fluss wurde fleissig gefischt. Also haben wir immer frische Muscheln und Fisch bekommen. Manchmal auch Kokosnüsse. Die Leute waren sehr hilfsbereit weil sie wussten in welcher Lage wir waren.

Es gab eine rigorose Ausgangsperre ab 19h und Bewegungsperimeter. Man durfte nicht von Bezirk zu Bezirk gehen. Wir mussten also in unserem Bezirk bleiben. Dummerweise war der nächste Geldautomat in einem anderen Bezirk. Zum guten Glück hatten wir genug Reserve mit und haben sehr sparsam gelebt.

Von hier aus haben wir dann aktiv nach einem Grundstück angefangen zu suchen.

Nach c.a. 15 Grundstücken haben wir dann unser Traumgrundstück gefunden. Wir haben uns angeschaut, mussten Lachen und uns beiden war sofort klar, dass dies unser neues Zuhause werden würde.

Ich habe Geometer gelernt, und als dann der Geometer bloss mit einem Messband kam musste ich schon schmunzeln :) Als ich ihn nach seiner Ausrüstung gefragt habe, hat er mir erklärt dass sie wegen COVID noch in Dakar steckt. Er hätte ein GPS beantragt. Im Nachhinein weiss ich dass dies nicht stimmt, denn er hat immer noch kein GPS. Kein Geometer in der Gegend hat eines :) Die Grundstücke hier werden sehr rudimentär vermessen.

Wir fingen dann direkt an einen Brunnen zu bauen, damit wir unabhängig sind. Denn Wasser zu bekommen ist gar nicht mal so einfach wie man sich das vorstellt. Strom haben wir ja im Camper.
So haben wir gelebt bis der Regen anfing.
Jeder von uns hat ein eigenes Gärtchen angelegt:
Die Strasse mussten wir auch machen. Die war am Anfang gar nicht passabel. Das erste Mal mit dem Bus die Strasse gemacht!

Dann kamen uns ein Walliser/Elsässer Pärchen besuchen die auch in der Casamence feststeckten. Wir hatten sie letztes Jahr in der Elfenbeinküste kennengelernt.

Sie haben im Januar 2020 ihren Camper in Mauretanien gelassen um hier ein paar Wochen mit dem Rucksack Ferien zu machen. Aus den paar Wochen wurde mehr als ein halbes Jahr. Mathilde Escher, kommt per Zufall aus dem selben Ort wie ich: Simplon Dorf, und ihre Familie wohnte genau hinter der Grina, welche meinem verstorbenen Grossvater gehört :) Lustige Zufälle. Sie haben uns fleissig geholfen unser Grundstück zu erschliessen.

Dann, im August, als wir definitv die Hoffnung aufgegeben haben in nächster Zeit wieder in die Heimat zu kommen, haben wir mit dem Haus angefangen. Aber zuerst natürlich noch ein paar Ziegelsteine herstellen :)
Der Brunnen ist fertig! Welcome to Karamba Bolong (so haben wir unser Grundstück getauft) Karamba heisst Natur, und Bolong Meeresarm
Das Haus ist nach 2 Wochen schon relativ weit.

Und dann fing es an zu regnen!

JEDEN TAG sollte es für die nächsten 2 Monate regnen!

In Strömen! Die Feuchtigkeit hat uns gezwungen den Bus bei jedem Sonnenstrahl auszuräumen und die Sachen zu trocknen!

Alles fängt an zu verpilzen… Man kann sich nicht mehr bewegen. Überall nur noch Schlamm!

Zum guten Glück hat uns unser Bauherr Ousmann dann kurzerhand eine Garage gebaut! Das war eine grosse Erlösung! Ousmann hat uns seitdem nicht mehr verlassen. Er hilft uns wo er kann und wurde zu einem guten Freund.
Die Strasse die wir vorher so mühsam erstellt hatten wurde durch den Traktor, der Sand und Kiesel gebracht hatte, total zerstört. Keine Chance mit unserem Camper mehr wegzufahren! Selbst zu Fuss war es eine Tortur… Das sollte sich die nächsten 3 Monate nicht mehr ändern.
Immerhin ging es mit dem Haus vorwärts:

So sieht es im 2021 bei uns aus:

Unten am Bolong (Meeresarm):
Manchmal dürfen wir mit den Fischern mitfahren.
Der Hangar
Das Haus praktisch fertig
Unser Haus: gut versteckt :)
Der Hangar mit dem Stromhaus daneben
All das gehört zu unserem Gebiet: 15’000m2
Haus mit Balkon
Wohn/Schlafzimmer
WC/Dousche
Die Küche

Voilà :)

Wir haben seit neuestem auch einen Google Pin:

https://goo.gl/maps/XSJ66D9jdsu8RypN6

Christelle, Amira und Stefan